Das Impfabo soll kommen, ob jährlich oder halbjährlich ist noch offen
Im Interview mit dem Handelsblatt (15.6.) antwortet der Chef des Impfstoffherstellers Biontech, Ugur Sahin auf die Frage nach der richtigen Impfstrategie für Regierungen durch Verweis auf die jährlichen Grippeimpfungen:
„Wir müssen das Rad nicht neu erfinden. Es gibt ein etabliertes System, das wir von der Anpassung von Influenza-Impfstoffen kennen. Es hat sich gezeigt, dass neue Covid-19-Varianten sehr durchsetzungsfähig sind. Eine Impfung wie auch eine durchgemachte Infektion schützen bei dieser Virusart nur temporär. Das Virus verändert sich ständig, die Infektiosität nimmt zu, und es gibt keine Anzeichen dafür, dass dieser Prozess langsamer wird. Wir werden mit großer Wahrscheinlichkeit auch künftig Impfstoffe brauchen.“
Auf die Frage, ob das Intervall wie bei der Grippeimpfung jährlich sein sollte, wollte sich Sahin, anders als früher, nicht mehr festlegen.
„Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir – ähnlich wie bei der Influenza – immer wieder Auffrischungsimpfungen mit veränderten Vakzinen brauchen werden. Die Intervalle hängen von mehreren Faktoren ab, daher möchte ich jetzt nicht spekulieren.“
Bereits im November 2021 hatte Albert Bourla, der Chef des US-Pharmakonzerns Pfizer, mit dem Biontech bei den Covid-Impfstoffen kooperiert, gesagt, er rechne eher mit einer jährlichen als einer halbjährlichen Auffrischungsimpfung:
„Wenn ich eine Vorhersage treffen kann, weil wir diese Art von Impfkurven und die Immunogenitätskurven schon mehrfach gesehen haben, sieht es so aus, als würde die Immunität ein Jahr lang anhalten. Es sieht so aus, als ob die Chance besteht, dass dies zu einer jährlichen Wiederholungsimpfung wird. Aber ich bin in meinem Leben schon oft von Dingen überrascht worden, die wir in der Wissenschaft erwarten, und die dann doch nicht so eintreffen. Wir müssen abwarten und sehen. Aber das wahrscheinliche Szenario ist eine jährliche Wiederholungsimpfung.“
Diese Einschätzung hatte sich der Biontech-Chef damals ausdrücklich zu eigen gemacht. Nun also, weicht er einer entsprechenden Einschätzung aus, was angesichts der immer kürzer werdenden Spannen, in denen die Impfungen als wirksam gelten, einleuchtet.
Für die Gesundheitsbehörde RKI hatte sich dessen Chef Lothar Wieler auf der Bundespressekonferenz am 19.11.2021 zu einem möglichen Impfabo so geäußert:
„Dieses Abonnement ist ein schönes Abonnement, denn es ist kostenlos und es bewahrt Ihre Gesundheit.“
Der Trend zum Impfabo ist unverkennbar. In verschiedenen Ländern, darunter USA, Schweden und Israel wird bereits die fünfte Impfdosis mindestens für Ältere oder Risikopatienten empfohlen. In Deutschland sind wir „erst“ bei der Empfehlung einer vierten Impfung mit den immer noch nur bedingt zugelassenen Impfstoffen.
Der „aufgefrischte Patient“ auf einer Freitagsdemonstration gegen die einrichtungsbezogene Impfpflicht in Dresden
Anpassung angeblich schnell möglich
Im Handelsblatt-Interview sagt Sahin, die schnelle Impfstoffanspassung an neue Varianten sei kein Problem:
„Die Anpassung der mRNA-Sequenz erfolgt zügig innerhalb weniger Tage. Unsere Produktionsanlagen können wir so umstellen, dass erste Impfstoffe binnen drei Monaten verfügbar sind. Wir könnten also schnell reagieren.“
Allerdings ist immer noch kein auf die seit November 2021 umgehende Omikron-Variante angepasster Impfstoff zugelassen. Der US-Hersteller Moderna hat nach eigenen Angaben bereits im November mit der Anpassung auf Omikron begonnen. Biontech hatte Anfang Januar in Aussicht gestellt, dass schon im März Millionen Impstoffdosen der angepassten Variante ausgeliefert werden könnten. Stattdessen wird immer noch mit dem für die Wuhan-Variante entwickelten Impfstoff geimpft und geboostert. Die europäische Arzneimittelbehörde EMA rechnet erst für September mit der Zulassung des ersten Omikron-Impfstoffs, zehn Monate nach dem ersten Auftreten dieser Variante.
Sahin erklärt nun das Fehlen einer internationalen Impfstrategie mit früher Festlegung, an welche Variante angepasst werden sollte, zum Hauptproblem, und außerdem die notwendigen klinischen Studien. Mit den Erfolgsnachweisen in klinischen Studien hat es bei allen Impfstoffherstellern in letzter Zeit ziemlich gehapert.
Was bedeutet ein Impf-Abo gesellschaftlich
In Deutschland ist die Regierung nach wie vor im latenten Panik-Modus. Die einschneidenden Freiheitsbeschränkungen zur angeblichen Pandemiebekämpfung wie 3G, 2G und 2G plus können nur als ausgesetzt gelten. Doch auch wenn viele andere Regierungen den Gesundheitsnotstand für beendet erklärt haben, gelten im Flugverkehr entsprechende Einschränkungen fort. Wenn die Politik es für notwendig erklärt, seinen „Impfschutz“ mit einer jährlichen oder noch häufigeren Auffrischungsimpfung auf den neuesten Stand zu bringen, ist absehbar, dass das im Reiseverkehr zu Dauereinrichtung wird. Eine Ausweitung auf Zugangskontrollen und Bewegungseinschränkungen im täglichen Leben bleibt dann auf Dauer jederzeit möglich.
Welche Möglichkeiten das für die autoritäre Bevölkerungskontrolle weit über die Pandemiebekämpfung hinaus bietet, werden wir demnächst am Beispiel China beleuchten.
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