Verschreiben, abhängig machen, in den Tod führen und dann Organe entnehmen – Das perfide Spiel einer Medizinindustrie
Die Überschrift ist provokativ – das ist klar. Wenn man sich aber einige Fakten anschaut, dann kann man nur hoffen, dass dies keine gewollte Kausalität ist.
Worum geht es? Es geht zunächst um süchtig machende, verschreibungspflichtige Medikamente. Ich hatte bereits über Opioide als legale Einstiegsdrogen berichtet, deren Legalität dadurch gewährleistet ist, dass man sie als „Schmerzmittel“ wie die Kamellen im Kölner Karneval verschreibt: Opioide – Der Nummer 1 Killer für alle unter 50.
Doch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sollen die Opioide auch vom legalen Weg abgekommen und auf dem Schwarzmarkt gelandet sein. Dafür haben offensichtlich die Pharma-Unternehmen gesorgt. Wie anders ist es zu erklären, dass McKesson und Cardinal Health 12,3 Millionen Einzeldosen an eine Dorf-Apotheke in Mount Gay-Shamrock (kaum 1.800 Einwohner) geliefert haben? Und 9 Millionen Opioid-Tabletten erhielt das 400-Seelen-Städtchen Kermit/West Virginia in nur 2 Jahren.
Solche Machenschaften jahrelang praktiziert zu haben, hatte Cardinal Health 2014 bereits zugegeben. Wegen der drastischen Folgen einer derartigen “Drogen-Politik“ sind in den USA rund 3.000 Klagen von Bezirks-Regierungen, Gemeinden und privaten Verbänden gegen die Pharma-Riesen anhängig. 2021 urteilten die Geschworenen in einem der Prozesse gegen McKesson, Amerisource Bergen und Cardinal Health und Johnson & Johnson für schuldig. Der Schuldspruch der Laienrichter in Ohio und New York lautete auf Störung der öffentlichen Ordnung. Daraufhin akzeptierten die 4 Pharma-Riesen die Zahlung von voraussichtlich 26 Milliarden Dollar Schadensersatz an die Kläger.
Die Klage des Bezirks Cabell County und der Stadt Huntington in West Virgina hatte weniger Erfolg. Der zuständige Richter David A. Faber war noch von Präsident George Bush ernannt worden und hält seine schützende Hand über den Wildwuchs des Kapitalismus. Daher schmetterte Faber die Klage ab, mit der Begründung, eine nicht sachgerechte oder illegale Vermarktung der Opioide sei nicht beweisbar.
Allerdings war die Datenlage gegen die Pharma-Konzerne erdrückend. 2021 ereigneten sich unter den rund 95.000 Einwohnern in Cabell County 158 tödlich verlaufene Überdosierungen mit Opioiden. 1.067 Mal mussten Rettungskräfte wegen des Rauschmittel-Abusus´ ausrücken. 2017 konsumierten in dem Bezirk fast doppelt so viele Kinder Opioide im Vergleich zum Landesdurchschnitt.
Ein Wunder ist das nicht, weil Amerisource Bergen, Cardinal Health und McKesson in 8 Jahren zusammen mehr als 81 Millionen Einzeldosen von Oxycodon und Hydrocodon in Cabell County verteilt hatten. Das sind statistisch 94 Tabletten für jeden Einwohner pro Jahr. Wegen dieser “sozialen Überdosierung“ forderten der Bezirk und die Stadt Huntington 2,6 Milliarden Dollar von den Pharma-Unternehmen, um die Suchtkranken zu behandeln.
Diese Praktiken der Konzerne garantieren, dass die Patienten Gefahr laufen, entweder drogenabhängig zu werden oder gleich per Überdosierung den Tod zu finden. Wenn man sieht, dass in den USA fast bedenkenlos Opioide auch für Kinder ab elf Jahren verschrieben werden, darf man sich über nichts mehr wundern.
Aber dieses Geschäft mit den Schmerzen und den „Opium-Schmerztabletten“ hat für die Schulmedizin in den USA einen weiteren positiven Folgeeffekt. Denn mit der Zahl der Schmerztabletten-Opfer auf Opioid-Basis steigt auch die Zahl der gespendeten Organe.
Ja, wenn das nicht mal ein nachhaltiges Geschäftsmodell ist.
Aber wir können noch etwas mehr von der Schulmedizin lernen, und zwar diesmal wirklich evidenzbasiert!
Kein schöner‘ Sumpf in dieser Zeit
Die USA entwickeln sich zu einem Land unter Drogen. Diese Entwicklung fußt auf der bereits beschriebenen Tatsache, dass die Schulmedizin Opioide gegen Schmerzen zum Einsatz bringt, nicht selten inzwischen auch bei Kindern, was für diese Entwicklung verantwortlich zu machen ist.
Selbst die großen Drogenbarone wie al Capone und Pablo Escobar waren mit all ihren Bemühungen nicht in der Lage, eine solche Entwicklung in Gang zu setzen. Der Grund dafür liegt darin, dass man im Allgemeinen der Schulmedizin vertraut, was man von den (illegalen) Drogenbaronen nicht behauptet werden kann.
Laut Aussage der „Süddeutsche Zeitung“[1] scheint man das Drogenproblem, das von den Aktivitäten der Schulmedizin ausgeht, so pragmatisch zu sehen, dass man aus der Not eine Tugend macht.
Die Not sieht so aus, dass im Jahr 2018 in den USA rund 70.000 Menschen an einer Überdosis Drogen gestorben sind. Alleine 50.000 dieser Toten starben nicht aufgrund von illegalen Schwarzmarkt-Drogen, sondern aufgrund von verschreibungspflichtigen Opiaten.
Die Zeitung schreibt weiter, dass diese Opiate „lange als effektiv wie harmlos galten, bis sich gezeigt hat, wie schnell sie abhängig machen und zum Tode führen können“.
Hier haben wir wieder eine typische Situation der Schulmedizin, die das eigene Treiben per Definition als harmlos und effektiv betrachtet, ohne auch nur eine Sekunde daran zu denken, dies evidenzbasiert kritisch zu hinterfragen? Nur so können Opioide zu harmlosen Kamellen werden, die man bedenkenlos verteilen darf.
Aber, man kann ja auch eine unschöne Situation zum Guten wenden. Denn es herrscht ein Mangel an Spenderorganen. Da taucht dann der Gedanke auf, die Opfer des eigenen Versagens zu Organspendern um zu funktionieren. Denn wer den Drogentod gefunden hat, der braucht keine Leber, keine Lunge, kein Herz etc. mehr.
Inzwischen gibt es sogar Teile der Schulmedizin, die aus dieser Entwicklung eine wissenschaftliche Arbeit schnitzen. In diesem im Jahr 2019 erschienenen Beitrag[2] finden die Autoren heraus, dass „die Rate der ODDs (overdose-death donors – Organspender, die aufgrund einer Überdosierung starben) mit der Verschlimmerung der Opioid-Epidemie korreliert.
Obwohl ODDs häufiger an Hepatitis C leiden, sind die Voraussetzungen für eine Herztransplantation hervorragend, und die Transplantationsergebnisse sind vergleichbar mit denen von Spendern mit Todesursachen, die nicht auf Drogen-Überdosierung beruhen. Dieser Befund zeigt an, dass ein vermehrtes Zurückgreifen auf diesen Pool an Spendern gerechtfertigt ist“.
Diese herzerfrischende Freude über diese vielen Drogentoten von den Kollegen aus anderen Disziplinen der Schulmedizin wurde von Herzchirurgen aus New York als wissenschaftliches Pamphlet verfasst, was anzeigt, dass man hier sogar die schulmedizinischen Drogentoten als „wissenschaftliche Arbeit“ verwerten kann.
Vielleicht können wir uns auf noch mehr Drogentote freuen, die dann noch mehr „wissenschaftliche Arbeiten“ hervorbringen. Und natürlich noch mehr Spenderorgane, da die ja trotz Hepatitis C so herrlich gut verwertbar sind.
Wie sehr sich hier eine positive Entwicklung gezeigt hat, werden durch ein paar Vergleichszahlen verdeutlicht: Im Jahr 2000 lag der Anteil der Drogentoten unter den Herzspendern bei nur 1,2 Prozent. Heute liegt dieser Anteil bei 16,9 Prozent!
Worüber dann niemand so gerne sprechen möchte, das ist die Tatsache, dass trotz aller Durchbrüche und Evidenzbasiertheit der Schulmedizin die Lebenserwartung der Menschen nicht nur nicht mehr zunimmt, sondern inzwischen abnimmt, beziehungsweise in einigen Ländern dieser Knick bereits seit einigen Jahren beobachtet werden kann, vor allem in der USA. Auch hierzu hatte ich einen Beitrag verfasst, der sich unter anderem mit möglichen Ursachen für diese Entwicklung beschäftigt: Von wegen „Wir werden alle älter“ – Die Lebenserwartung sinkt!
Kann nicht sein? Warum nicht, wenn die Schulmedizin todbringende Medikamente in dem Irrglauben, hier mit harmlosen Substanzen zu jonglieren, unter die gutgläubige Masse ihrer Kunden verteilt. Opioide sind nur eine Variante dieses Spielchens. Daneben gibt es noch andere, ebenso „kompetente“ Substanzen, die oft und gerne von der evidenzblasierten Schulmedizin versprüht werden: Die besten Medikamente zum Krankwerden.
Tödliche Medikamente – Auch diese leisten ihren höchst signifikanten Beitrag, neben den Opioiden, zur Verkürzung der Lebenserwartung.
Kein Wunder also, wenn die Schulmedizin dritthäufigste Todesursache ist.
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Der Pragmatismus der Schulmedizin
Pragmatismus ist, wenn man Mist produziert und diesen Mist dann als Durchbruch und Errungenschaft, oder zumindest als praktisch gut verwertbar, deklariert. Einer der Autoren der zitierten Arbeit der Transplantationschirurgen zeigt einmal wie dies geht.
Sein Kommentar zu der Tatsache, dass die Schulmedizin Drogentote wie aus dem Füllhorn produziert, sieht dann so aus: „Die Opioid-Krise hat die Herzspenden von Menschen, die an einer Überdosis gestorben sind, jedoch ansteigen lassen. Diese Tragödie ist furchtbar, lässt sich aber ein wenig dadurch mildern, dass mehr Organe von Drogenopfern zur Verfügung stehen“.
Da könnte man gleich dafür plädieren diese Substanzen ins Trinkwasser zu geben, auf dass sich der Pool von Organspendern um ein Vielfaches vervielfache!
Wenn die Organe von Drogentoten haben einen entscheidenden Vorteil, trotz Hepatitis C-Gefahr: Die Opfer sind zumeist jünger als 40 Jahre und verfügen meistens noch über recht gut erhaltene Organe.
„Alterskrankheiten“ sind deutlich seltener bei dieser Klientel, also weniger Hypertonie, weniger Diabetes, weniger Krebserkrankungen etc. Das alleine macht diese Organe im Durchschnitt schon wertvoller als die Organe anderer Spender. Und wie bereits erwähnt leisten diese „Drogen-Organe“ ähnlich gute Dienste wie die Organe von üblichen Spendern.
Schulmedizynische Logik par excellence
So kommt zum Schluss ein weiterer US-amerikanischer Experte für Transplantation von der Johns Hopkins Universität zu Wort, der sich mächtig freut über diese vielen Drogentoten: „Viele Drogenabhängige werden mit Krankheiten in Verbindung gebracht, die sie in der Vergangenheit zu einer Hochrisikogruppe machten. Angesichts der Opioid-Epidemie können wir den Spenderpool aber womöglich erweitern und so mehr Leben retten“.
Dies ist schulmedizynische Logik par excellence: Die Schulmedizin killt Tausende von Patienten, damit einige wenige Transplantationspatienten an ein heiß ersehntes und sauteures Spenderorgan kommen.
Und von Anfang bis Ende, Alpha bis Omega, klingeln die Kassen, sowohl bei der Verschreibung von todbringenden Opioid-Schmerzmitteln, über pseudowissenschaftliche Ergüsse über Opioid-Tote und günstige Bedingungen für Spenderorgane, bis hin zur teuren Transplantation derselben. Unter diesem Aspekt würde ich vermuten wollen, dass ja dann alles in Ordnung ist.
Noch mehr Verschreibungen von Opioiden bringt noch mehr Geld in die Kasse von Ärzten und Pharmaindustrie. Und noch mehr Spenderorgane bringt noch mehr Geld in die Kassen der Transplantationsindustrie.
Fazit
Offensichtlicher geht‘s wohl nicht mehr. Leben und Gesundheit der Patienten als Ware, die verschachert wird? Man scheut sich wohl heute schon nicht mehr, Patienten per Verschreibung ins Jenseits zu schicken, nur damit man an noch attraktivere Ware, die Spenderorgane, kommt.
Ja, das ist eine sehr überzogene Interpretation. Aber diese „wissenschaftliche Arbeit“ und die Kommentare dieser Transplantationsexperten lassen für mich kaum eine andere Interpretation zu.
Denn: In keinem dieser Kommentare ist zu erkennen, dass hier eine mögliche Bereitschaft besteht, Lösungen nach einer Abschaffung dieser Flut von Opioid-Toten erarbeiten zu wollen.
Fazit vom Fazit: Schulmedizin, mir graut vor dir…
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Kleine Anmerkung: Die Sache mit den “5 Wundermitteln” ist mit Abstand der beliebteste Newsletter, den meine Patienten gerne lesen…
Quellen:
[1] Mehr Drogentote, mehr Organspender – Gesundheit – Süddeutsche.de
[2] Impact of the Opioid Epidemic on Heart Transplantation: Donor Characteristics and Organ Discard – The Annals of Thoracic Surgery
Beitragsbild: fotolia.com
Dieser Beitrag wurde letztmalig am 17.07.2022 aktualisiert.
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